Trotz dieser Engpässe blickt Aufrecht zuversichtlich nach vorn: „Mit einer starken Mannschaft und einer aufgeschlossenen Diakonie-Geschäftsführung haben wir schon viele Ideen für das nächste Jahr“, so der 35-jährige Pädagoge. Seit Herbst 2021 ist er für das Programm, die konzeptionelle Weiterentwicklung und die Leitung des Schulbauernhof-Teams mit 15 Mitarbeitenden verantwortlich. Als er im September 2021 begann, nahm das Schullandheim nach fast zweijähriger Leitungsvakanz und der Corona-bedingten Schließung den Bildungs- und Beherbergungsbetrieb für Schulklassen gerade wieder auf. Nur drei Monate später kam der erneute Stopp: Der Schulbauernhof musste bis April 2022 ein weiteres Mal schließen.
„Wir freuen uns, dass wir 2023 den Tier- und Natur-Kindergarten „Kleine Arche“ auf dem Schulbauernhof eröffnen können.“
Innovative Angebote trotz Corona
Aufrecht fährt fort: „Als Schulbauernhof-Team haben wir überlegt, wie Schulklassen gerade in dieser angespannten Zeit ihr Klassenzimmer mit unserem ökologisch ausgerichteten Hof tauschen können. Unter dem Motto „Der Bauernhof als Klassenzimmer“ haben wir spezielle Tagesangebote entwickelt. Damit konnten die Schüler ihre gewohnte Lernumgebung verlassen und einen Tag auf den Zukunftsfeldern praktisch mitarbeiten. Unter fachlicher Anleitung durften sie in kleinen Gruppen Tiere versorgen, im Stall, auf dem Hof und im Garten mit anpacken, leckere Gerichte auf offenem Feuer zubereiten, in der Frischluftgruppe viel über Getreide, Gemüseanbau und Tierhaltung lernen oder beim Filzen und Schmieden die eigene Kreativität entfalten.“
Für alle das passende Programm
„Die Tagesangebote kommen bei Schülern und Lehrern gut an und sind enorm nachgefragt,“ so Aufrecht. „Trotz mehrmonatigem Schullandheim-Lockdown konnten wir jeden Tag Schulklassen empfangen und rund 800 Kindern aus Grund-, Gesamt- und Realschulen und Gymnasien einen unvergesslichen Tag ermöglichen. Zunehmend konnten wir auch Kinder aus Sozialpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit besonderem Förderbedarf aufnehmen, insbesondere im Bereich Lernen, Hören und Körperliche Behinderung.
Trotz Corona-Engpass Anfang 2022 haben wir mit einem Team von Freiwilligen im Ökologischen Jahr und neuen Mitarbeitenden in Garten, Molkerei und Verwaltung durch Tagesangebote deutlich mehr Schüler erreicht als bisher. Sie machen Erfahrungen mit der Natur und Tieren, körperlicher Bewegung und gesunder Ernährung und entwickeln ein Bewusstsein für die Schöpfung und nachhaltiges Handeln. Gleichzeitig werden soziale Kompetenzen und eigenverantwortliches Handeln gefördert und die Klassengemeinschaft gestärkt.“
Im Schuljahr 2022/23 ist das Schullandheim bereits ausgebucht, auch 2023/24 gibt es nur noch wenige Plätze. Neben Wochen- und Tagesangeboten werden die Jahreszeitenkurse immer beliebter. Viermal im Jahr verbringen Schulklassen einen ganzen Tag auf den Zukunftsfeldern und nehmen den Wandel der Natur wahr. „Im nächsten Schuljahr bieten wir Jahreszeitenkurse an fünf Tagen an. Über die Volkshochschule machen wir zudem spezielle Angebote für Eltern und Kinder“, sagt Aufrecht.
Finanzieller Engpass
Leider führten fehlende Einnahmen durch die jüngsten Corona-bedingten Einschränkungen zu erheblichen finanziellen Verlusten. Anders als 2020/21 erhielt der Schulbauernhof dieses Jahr keine Unterstützung durch das Kultusministerium. „Ausbleibende Teilnehmerbeträge haben einen Fehlbetrag von rund 70.000 Euro verursacht. Wir sind dankbar, dass treue Freunde und Förderer mit Sonderspenden geholfen haben, einen Teil der Mindereinnahmen zu mildern. Dennoch benötigen wir zusätzliche Mittel, um das Defizit auszugleichen“, so Aufrecht.
Viel Unterstützung und Aufmerksamkeit
Dankbar ist Florian Aufrecht auch für viele Sachspenden. So konnten unter anderem ein Tipi, Sitzgelegenheiten für den Außenbereich und ein Lastenfahrrad angeschafft und eine Grillstelle, ein Bibelturm, Fußballtore und ein Gewächshaus gebaut werden. Auch die öffentliche Aufmerksamkeit wächst.
Medien haben trotz Corona immer wieder über den Schulbauernhof und die Erfolgsaktion „Rent-a-Huhn“ berichtet. Ein Highlight war der Besuch von Kultusministerin Theresa Schopper, die gemeinsam mit Parteikollege Dr. Markus Rösler (Grüne) einen Tag auf den Zukunftsfeldern verbrachte.
„Ich bin immer wieder fasziniert, wenn Kinder mit strahlenden Augen ein Huhn im Arm halten, eine Ziege streicheln oder eine Kuh melken, voller Stolz Kartoffeln aus der Erde ziehen und selbstgemachte Butter oder Frischkäse genießen.“
Bildungsangebote werden ausgebaut
Die Begeisterung der Schüler, die im Schullandheim das Leben auf dem Bauernhof oft zum ersten Mal kennenlernen, steckt auch Florian Aufrecht an: „Unsere Angebote wollen wir trotz finanzieller Engpässe beibehalten und sogar ausbauen. Besonders wichtig ist uns, auch Kinder aus benachteiligten Lebensverhältnissen noch stärker zu integrieren. Dafür suchen wir gezielt nach passenden Fördermöglichkeiten.“
Florian Aufrecht